Die Insolvenz des Buchgroßhändlers hat Verlage und den Bucheinzelhandel geschockt. Außerhalb der Buchbranche war die systemische Bedeutung von KNV für die Buchbranche kaum bekannt.

Die KNV Gruppe hat am 14. Februar 2019 beim Amtsgericht Stuttgart für sieben ihrer Gesellschaften Insolvenz angemeldet. Deutschlands größter Zwischenbuchhändler und Logistiker sorgt seit Jahrzehnten dafür, dass Bücher von den Verlagen in die Buchhandlungen gelangen, pünktlich, schnell und zuverlässig. Eine logistische Meisterleistung, die dem Service für Apotheken sehr ähnlich ist. Rund 5.600 Buchläden werden beliefert, davon 4.200 in Deutschland, 800 in Österreich und der Schweiz.

Für die Buchbranche war die überraschende Nachricht über die Insolvenz wie ein Beben. Unmittelbar danach war die Verunsicherung groß. Viele Verlage wussten nicht, ob der Großhändler KNV die Rechnungen für ihre neue Ware auch bezahlen würde. Doch inzwischen ist Rechtsanwalt Tobias Wahl vom Gericht zum ‚starken‘ vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt worden. Damit kann der ausgewiesene Sanierungsexperte Masseverbindlichkeiten begründen. Er verfolgt damit den Plan, den Verlagen und Lieferanten, die mit KNV zusammenarbeiten, ein größtmögliches Maß an Sicherheit zu signalisieren.

Die gute Botschaft lautete: es geht weiter! Vom ersten Tag an hatte Insolvenzexperte Wahl viele Gespräche geführt und über die Situation aufgeklärt. Inzwischen ist das Vertrauen zwischen den Verlagen und den Lieferanten gegenüber KNV wiederhergestellt. Die Verlage beliefern KNV wieder mit Ware. Der lebensnotwichtige Kreislauf geht weiter. Das ist ein wichtiges und positives Signal, das auch auf der Leipziger Buchmesse immer wieder thematisiert wurde.

An die 600.000 lieferbare Titel von mehr als 5.000 Verlagen befinden sich u. a. in dem hochmodernen großen Zentrallager in Erfurt. Rund 1.800 Mitarbeiter beschäftigt die KNV Gruppe, die ihren Ursprung 1829 in Leipzig hatte.

Derzeit arbeitet der vorläufige Insolvenzverwalter gemeinsam mit der Geschäftsleitung intensiv an einer Zukunftslösung für die KNV Gruppe. „Es ist uns gelungen, den Geschäftsbetrieb nach den gewöhnlichen insolvenzbedingten Verzögerungen zu Beginn wieder zu stabilisieren und uneingeschränkt fortzuführen“, sagt Tobias Wahl. Der Kreislauf hat sich wieder normalisiert und die Lieferketten laufen stabil weiter.

„Es gibt eine berechtigte Hoffnung für die KNV Gruppe und ich habe auch auf der Buchmesse viel Zuspruch erlebt. Als Insolvenzverwalter habe ich selten eine so große Solidarität und Verbundenheit erlebt, wie in diesem Verfahren. Das fängt bei den Mitarbeitern an. Sie leisten Großartiges, rücken näher zusammen, sind hochmotiviert und ziehen gemeinsam an einen Strang. Damit tragen sie erheblich dazu bei, dass wir die Gesellschaften der KNV Gruppe wieder auf Kurs bringen“, sagt Tobias Wahl.

Aber auch die Verlage und Lieferanten sowie die Buchhandlungen halten der KNV Gruppe die Treue. Die Unternehmensgruppe ist mit dem Großhandel, der Verlagsauslieferung sowie den zahlreichen Services für die Buchhandlungen mit allen Beteiligten eng verflochten. Viele Experten halten die KNV Gruppe für den Buchmarkt als „systemrelevant“. Der Bedarf an der Kulturware ‚Buch‘ sei eindeutig vorhanden. Insgesamt hätten die KNV-Gesellschaften, so Wahl, ein sehr gutes und tragfähiges Geschäftsmodell, das durchaus Zukunft habe und für Investoren interessant sei. Das stimme ihn zuversichtlich, dass für die KNV-Gesellschaften, die Mitarbeiter und den Buchmarkt eine gute Zukunftslösung gefunden werde. In den nächsten Wochen und Monaten wird der Insolvenzverwalter einen Investor für die Gesellschaften der KNV Gruppe suchen. Hierzu führt er einen streng vertraulichen Verkaufsprozess durch.

 

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