Wenn Daten über Unternehmensgrenzen hinweg geteilt werden, entstehen meist Mehrwerte für Unternehmen. Doch wie soll das funktionieren, sind Daten nicht der Schatz eines jeden Unternehmens?
In unserer Serie „Herausforderungen des Großhandels“ betrachten wir in dieser Ausgabe kooperative Datenräume. Aber was versteht man darunter genau?
Bestehende Unternehmens-Netzwerke neu denken
Der Großhandel arbeitet seit jeher mit unterschiedlichen Partnern zusammen. In Netzwerken mit Herstellern und gewerblichen Abnehmern erwirtschaftet er durch den Austausch und die Bereitstellung von Produkten oder Dienstleistungen Umsatz. Eine zunehmende Digitalisierung kann den Großhandel dazu befähigen, seine bestehenden Netzwerke weiterzuentwickeln und damit das aktuelle Geschäftsmodell um digitale Services und Dienstleistungen zu erweitern.
Zustandsdaten im Zentrum
Im Zentrum dieser Weiterentwicklung steht zu aller erst das Teilen von Daten. Doch wie soll das funktionieren, sind Daten nicht der Schatz eines jeden Unternehmens? Nicht ganz, denn die Frage ist, welche Daten innerhalb des Netzwerks geteilt werden. Ein erster Schritt in Richtung Daten teilen ist das Teilen von Zustandsdaten.
Zustandsdaten sind sehr vielfältig und beziehen sich immer auf ein physisches Objekt, wie beispielsweise eine Werkzeugmaschine, eine Lagerhalle, ein Haushaltsgerät oder ein Rasenmäher-Roboter.
Zustandsdaten werden von diesen Objekten generiert. So erzeugt beispielsweise ein Rasenmäher-Roboter die folgenden Zustandsdaten: Temperatur, Niederschlag und Bodenfeuchtigkeit.
Teilen von Daten
Wenn diese Daten in einem sogenannten kooperativen Datenraum über Unternehmensgrenzen hinweg geteilt werden, entstehen in der Regel Mehrwerte für mehrere Unternehmen. Damit werden die eigenen Daten nicht mehr nur im eigenen Unternehmen genutzt, sondern mit den Partnern des Netzwerks geteilt.
Schaffung Kooperativer Datenräume
Durch das Teilen von Zustandsdaten kann der eigene Datenraum erweitert werden. So teilt beispielsweise ein Maschinenhersteller die Zustandsdaten des Maschinenbetriebs mit dem Maschinennutzer und dem Industrial Service Provider. Die Partner sind auf Basis des geteilten Datenraums in der Lage, digitale Services und Dienstleistungen anzubieten, die sie ohne den geteilten Datenraum nicht anbieten könnten. Beispiele für digitale Services auf Basis eines kooperativen Datenraums sind neue Abrechnungsmodelle (Pay per Use-Modelle), Steigerung der Anlagenverfügbarkeit oder Benchmarking unterschiedlicher Produkte.
Aktuelle Herausforderungen
Bisher scheitern derartige Initiativen häufig daran, dass die Unternehmen nicht kooperieren – vielmehr versucht ein Unternehmen, das Maximum aus den Daten zu holen. Infolgedessen sind die anderen Partner des Unternehmens-Netzwerks in der Regel nicht bereit, die Daten zu teilen und viele Services, die theoretisch möglich wären, können nicht realisiert werden.
Erfolgsfaktoren
Auf Basis einer Vielzahl laufender Projekte hat das Ferdinand-Steinbeis-Institut Erfolgsfaktoren für das Teilen von Zustandsdaten in Unternehmens-Netzwerken abgeleitet. Dabei steht die Gestaltung der kooperativen Datenräume im Zentrum. Diese müssen so gestaltet werden, dass alle Partner an den geteilten Daten partizipieren. Nachfolgend ein Auszug der Erfolgsfaktoren:
- Transparente Darstellung des Nutzens: Für jeden Partner des Netzwerks wird definiert, welchen Nutzen und welche Services der Partner auf Basis des kooperativen Datenraums generieren kann.
- Gemeinsames Geschäftsmodell im Mittelpunkt: Der kooperative Datenraum wird orientiert am gemeinsam definierten Geschäftsmodell gestaltet, nur die hierfür erforderlichen Daten werden teilt.
- Data Governance: Klare Definition von Verantwortlichkeiten und Regeln
- Fokus auf Zustandsdaten: Weitere Daten wie Kundendaten, Konstruktionsdaten, etc. verbleiben bei dem jeweiligen Unternehmen und können nur von diesem Unternehmen in die Erstellung von Analysen eingebunden werden.
- Schaffung eines rechtlichen Rahmens, der den kooperativen Datenraum institutionalisiert.
Gemeinsam kooperative Datenräume gestalten
Gerne unterstützen wir Sie bei der Erweiterung ihres bestehenden Netzwerks, um gemeinsam die Digitalisierung zu gestalten. Aus der Zusammenarbeit zwischen grosshandel-bw und dem Ferdinand-Steinbeis-Institut ist eine TOOLBOX für Unternehmen aus dem Großhandel entstanden. Mit dieser Toolbox wollen wir eine leicht verständliche Vorgehensweise an die Hand geben, mit der Sie Ihre eigene digitale Transformation selbst erkennen und gestalten können. In einem Workshop ermitteln wir gemeinsam mit Ihnen Ihre bisherigen unternehmensspezifischen Fähigkeiten und gestalten daraus neue Umsetzungspotenziale, um in Zeiten der fortwährenden Digitalisierung erfolgreich zu bleiben. Bitte kontaktieren Sie uns bei Interesse.
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